Papier? Papier!
Hat Papier eine Zukunft? Und mit welchen Innovationen bleiben Papierproduzenten im Rennen? Antworten auf diese und weitere Fragen hat unsere Designerin Andrea Pfister in Schottland gesammelt.
«Meine Vorfreude war riesengross! Auf Einladung von Antalis und Arjowiggins peilten wir Stoneywood an. Das Dorf nordwestlich von Aberdeen wirkt zwar beschaulich, doch mit der Stoneywood Paper Mill besitzt es einen Weltstar. In der um 1710 entstandenen Fabrik wird rund um die Uhr Papier hergestellt, darunter einige der schönsten Kreativpapiere wie Conqueror (das wir für das Buch «Pioniergeist – 150 Jahre Unternehmertum» über die Familie Spoerry verwendet haben) und Papiere aus der Curious Collection. Dass aus einem solch nassen und auch schmutzigen Vorgang ein so hochwertiges, ästhetisches und poetisches Material entsteht, fasziniert mich immer wieder aufs Neue.
Bei der Woollard & Henry Ltd., wenige Minuten von Stoneywood entfernt, standen die sogenannten Egoutteure (engl. Dandy Rolls) im Mittelpunkt. Die Fachleute fertigen diese Wasserzeichen-Rollen mit unglaublicher Präzision und in stundenlanger Arbeit an. Weil dies in Handarbeit erfolgt, ist auch klar, weshalb Papiere mit Wasserzeichen ihren Preis haben.
Meine Erkenntnisse
- Papier vs. digital? Die Ergänzung ist der Weg. Wo das Lese- wie auch das haptische Erlebnis wichtig sind, bleibt Papier im Fokus.
- Es wird bunt(er): Neue, in Papier noch nie dagewesene Farben haben mich begeistert. Noch kann ich nichts verraten, weil die 48 Farben erst im dritten Quartal 2018 veröffentlicht werden.
- Papier ist nicht gleich Papier: Bei der Papierwahl ist Mut zu auffälligen und überraschenden Papiersorten gefragt. Dies hat seinen Preis, aber die Aufmerksamkeit ist gewährleistet.
Während der drei Tage im Nordwesten Schottlands gab es für unsere 15-köpfige Gruppe noch weitere Highlights: Zum Beispiel der Besuch einer kleinen Whiskey-Destillerie, Übernachtungen in einem Geisterhaus ähnlichen Gebäude (mit wilden Hasen, die ums Haus hoppelten), das satte Grün der Landschaft, historische Industriebauten und der unschlagbar urchige – und schwer verständliche – schottische Akzent. Mit unendlich vielen Eindrücken kehrte ich nach Hause zurück.»